Auf der Suche nach einem Vererberstar der Zukunft sind die Gebrüder Sprehe auf dem Holsteiner Hengstmarkt in Neumünster fündig geworden. Der Fokus lag dabei nicht nur auf den elementaren Eigenschaften eines zukünftigen Beschälers, sondern im Speziellen auch darauf, eine interessante Blutalternative mit eindeutiger Orientierung am internationalen Spitzensport zu finden.
„Mit Baggio konnten wir einen Hengst erwerben, der genau unseren Vorstellungen entspricht“, sagt Albert Sprehe nicht ohne Stolz. Der Brantzau / Casall-Sohn verkörpert in punkto Exterieur den Idealtyp eines Beschälers: er punktet durch Langbeinigkeit, Maskulinität und überragende Typprägnanz. Auch der Bewegungsablauf ist für ein Springpferd von außergewöhnlicher Güte. Im Trabe weiß er durch Schwungentfaltung und Hebel den Betrachter gewissermaßen zu vereinnahmen, während der mit viel Raumgriff stets im bergauf gesprungene Galopp sehr nah am Ideal einzuordnen sein dürfte. Diese Attribute sorgen bereits jetzt für Vorfreude auf den ersten Fohlenjahrgang in 2020. Auch im Freispringen weiß Baggio die in ihn gesetzten Erwartungen zu übertreffen. Stets vorsichtig und Herr der Lage, offenbarte er sein Ausnahmevermögen sowohl bei der Vorauswahl als auch auf der Körung selbst.
Ein Blick ins Pedigree verrät, dass dieses außergewöhnliche Springtalent nicht von ungefähr kommt. Vater Brantzau stellte in den Holstenhallen zu Neumünster seinen mit großen Erwartungen bedachten ersten Körjahrgang. Nach den ersten Eindrücken bestätigt er die Hoffnung, einen idealen Anschluss an die Holsteiner Stutenbasis zu bieten. Brantzau selbst ist in Frankreich, der Heimat seines Vaters Baloubet du Rouet geboren, wurde dreijährig zum Sieger seiner Körung in St. Lô ausgerufen und wechselte dann nach Deutschland. Hierzulande war er Seriensieger in Aufbauprüfungen mit Wertnoten bis 9,3 und siedelte im Herbst 2017 zu seinen niederländischen Besitzern über, um durch den niederländischen Spitzenreiter Jur Vrieling weiter gefördert zu werden. Das Blut des dreifachen Weltcupfinalsiegers und Einzelolympiasiegers Baloubet du Rouet (Rodrigo Pessoa) ist aus der internationalen Spitzenzucht nicht mehr wegzudenken und steht sinnbildlich für Härte, Leistungsvermögen und –bereitschaft. Brantzaus Mutter ist eine Tochter des Doppelolympioniken Carthago (Jos Lansink), der ebenso züchterisch zu den größten Heroen seiner Zeit zählt. Brantzau selbst entstammt den erfolgsverwöhnten Holsteiner Stamm 104a, und geht direkt auf die unvergessene Retina zurück, die bereits siebenjährig mit Fritz Thiedemann das Hamburger Derby gewann und über ihre Nachkommen der Zucht viele Ausnahmepferde schenkte, wie zum Beispiel eine Corradina (Carsten-Otto Nagel) und den gekörten Corland (Wout-Jan van der Schans).
Nicht nur die väterliche sondern auch die mütterliche Seite in Baggios Pedigree verheißt höchste sportliche Eignung. „Bei einem Nachwuchsbeschäler legen wir natürlich größten Wert auf einen abgesicherten Stutenstamm“, berichtet Albert Sprehe, „auch die Erfolgsgeschichte von Hickstead White hat uns gezeigt, dass wir damit richtig liegen.“
Baggio ist in den Stallungen der Familie Becker im westfälischen Metelen geboren, wo bereits seit Jahrzehnten mit Verve und Sachverstand Holsteiner Springpferde besonderer Qualität gezüchtet werden. Baggios Mutter U-Charlotta entstammt den Holsteiner Stamm 503 und ist eine Tochter des Casall, der schon zu Lebzeiten als eine Holsteiner Legende betitelt werden darf. Der 19-jährige ist sowohl sportlich als züchterisch das Aushängeschild der Holsteiner Zucht. Mit seinem ständigen Reiter Rolf-Göran Bengtsson bestritt diverse Championate und gewann unzählige Große Preise. Ganz besonders erfolgreich war das schwedisch-holsteinische Paar in der Global Champions-Tour (GCT) unterwegs: 2016 gewannen sie drei Etappen und die Gesamtwertung, und in 2017 sorgte Casall für einen unvergessenen Moment als er sich in blendender Verfassung mit einem Heimsieg bei der GCT-Etappe in Hamburg von der sportlichen Bühne verabschiedete. Das Blut des Casall steht für außergewöhnliches Springtalent gepaart mit Gesundheit und Härte und ist dadurch bei passender Anpaarung besonders wertvoll. Durch seine Nachkommen ist Casall längst in den Olymp der weltbesten Springvererber aufgestiegen. Sein Sohn Chesall Zimequest (Simon Delestre) war 2016 das erfolgreichste Pferd der Welt, Casello (Ludger Beerbaum) und H&M Chilli Willi (Nicola Phillipaerts) bestritten Championate.
Als ganz besonders erfolgreich erweist sich die Kombination des Casall-Bluts mit Blutlinien, die Langbeinigkeit und Vermögen verkörpern. Genau das trifft auf Concerto II zu, der der Vater von Baggios zweiter Mutter, Montana XX, ist. Der viel zu früh von der züchterischen Bühne abgetretene Concerto II ist einer der wenn nicht der beste gekörte Sohn der Holsteiner Vererberlegende Contender. Ihm waren nur drei Jahre des Deckeinsatzes vergönnt und dennoch schaffte er es, die Schallmauer einer Nachkommen-Lebensgewinnsumme von mehr als 1.000.000€ zu brechen. Fast ein Drittel seiner eingetragenen Nachkommen brachten es zu S-Erfolgen im Springparcours, das ist eine unglaubliche Quote! Der unvergessene Cash, das letzte große Erfolgspferd von Tjark Nagel, und die Derbysieger Calle Cool (Carsten-Otto Nagel und Nisse Lüneburg) und Carassina (Thomas Kleis) haben beispielweise Concerto II zum Vater. Auch als Muttervater erweis sich Concerto II als überaus wertvoll, aus seinen Töchtern enstammen zum Beispiel der international erfolgreiche Cassini I-Sohn Carambole (Willem Greve) und der bereits angesprochene Chesall Zimequest (von Casall / Concerto II). Von Kennern der Szene wird das Blut des Concerto II in den Pedigrees von Nachwuchsspringpferden enstprechend gern gesehen.
Auch die Concerto II-Tochter Monatana XX, Baggios Großmutter, ist eine Garantin in der Leistungszucht von Springpferden. Im Hause Asmussen stellte sie fünf Nachkommen, wovon vier Erfolge im S-Parcours feierten. Einzig Baggios Mutter U-Charlotta ging zum Erhalt des Stammes glücklicherweise direkt in die Zucht. Die auf internationalem Parkett S-erfolgreichen Savanna (von Cardino / Concerto II; 1,50m mit Josephine Sörensen), Catrick (von Cardino / Concerto II; 1,60m mit Alisa Danilova (UKR)), ZZ Top Zirkonia (von Landos / Concerto II; 1,50m mit Manfred Ege und Robin Naeve) und Sarah (von Singulord Joter / Concerto II; 1,40m mit Christian Temme) sprechen eindeutig für die Leistungsdichte in Baggios Stamm.
Über Ahorn Z, Cantares und Fokus II mündet Baggios Pedigree in den Zweig des Holsteiner Stamms 503, der dem Holsteiner Peter Luther sein „once in a lifetime horse“ Livius beschert hat. Mit dem imposanten Lord-Sohn bildete Luther Anfang der 1980er Jahre eines der besten Paare der Welt. Als Teil des deutschen Teams wurden sie Mannschaftseuropameister (München 1981), Mannschaftsvizeweltmeister (Dublin 1982) und gewannen Team-Bronze bei Olympischen Spielen (Los Angeles 1984).
Alles in allem steht mit Baggio ein genetisch in höchstem Maße abgesicherter Nachwuchscrack zur Verfügung, der hinsichtlich Exterieur, Bewegungsdynamik und Sprungablauf hält, was seine Abstammung verspricht. „Wir waren direkt nach dem Zuschlag schon fast euphorisch über Baggios Einkauf,“ berichtet Albert Sprehe, „aber in der täglichen Arbeit hat er mit seiner Leistungsbereitschaft und schier unbegrenzten Kapazität unsere Erwartungen noch einmal übertroffen. Ich kann mir vorstellen, dass Baggio den idealen Anschluss für typische Stakkato Gold- und Quidams Rubin-Töchter bietet“, denkt Sprehe weitsichtig.